Alles Sozia – Reisefieber

(Kolumne, erschienen im BIKER Magazin 4/12)
Eine Reise gemeinsam auf einem Zweirad gehört mit zum Intimsten, das 2 Menschen unternehmen können. Dabei kann es durchaus auch mal zur Reibflächenbildung kommen. Was ja nicht unbedingt nur negativ zu sehen ist …


„Nicht sag´, du nimmst ein Kleid mit.“
Jetzt geht das wieder los. Mein Hauswolf steht mit verschränkten Armen und unnachgiebigem Blick neben dem schwarzen Ding, das jetzt für eine Woche unser Hab und Gut beinhalten soll, bereit zum Kampf um jeden Kubikzentimeter.
„He“, sage ich, „das Topcase wird auch jedes Jahr kleiner.“
„Wozu brauchst du bitte einen Fön?“
„Ist das Motorrad schon startklar“, lenke ich ab.
„Darüber mach dir keine Gedanken“, meint der Lupus. „Reduzier lieber dein Gepäck.“
„Wie viel Platz habe ich?“
„Das halbe Topcase, wie immer.“
„Ich hab natürlich die kleinere Hälfte, wie immer.“
„Wie meinst du das?“
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass deine 46er Laufschuhe schon ein Viertel von meiner Seite beanspruchen?“
„Na und, dafür hab ich sonst kaum was mit.“
„Denk bitte wenigstens heuer an ein Zusatzpaar Socken“, flehe ich.
„Acht Tage, sieben Paar. Das reicht doch.“
„Was ist denn das hier für ein Trumm?“
„Das ist unser neues Survival-Multitool.“
„Unseres? Und – ich dachte, wir fahren nur in die Dolomiten?!“
„Alles dran, was man so braucht. Sogar eine Säge und ein Angel-Notset.“
„Du magst doch keinen Fisch.“
„Was hat das denn damit zu tun“, ist er beleidigt. Der Konter lässt nicht lang auf sich warten. „Na servas, was hast du denn da mit?“
„Das sind unsere Waschsachen.“
„Unsere? Seit wann verwende ich Haarbalsam?“
„Ist doch nur ein Probefläschchen.“
„Machen wir hier eine BIPA-Werbefahrt oder eine Biketour?“
„Schatz?“
„Mmh.“
„Freust dich schon?“
„Ja“, sagt er und legt die Arme um mich. „Aber der Fön bleibt zu Hause“, murmelt er in meine Halsbeuge.
„Na gut“, sage ich. „Du bist der Chief“ und schiebe dabei unauffällig mein zusammengerolltes Kleid unter seinen Sweater.